Ironman Hawaii

Gespeichert von Michaela Rümmer am/um Di., 29.11.2022 - 16:18
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Auf ein warmes Bier nach Hawaii

Nachdem ich mich dieses Jahr ziemlich überraschend beim Ironman Thun in der Schweiz für Hawaii qualifizieren konnte, war für mich schnell klar, dass ich mir diese Chance nicht noch einmal entgehen lassen würde. Zumal man auch nicht sonderlich viel Zeit zum Überlegen hat.Bei der Slotvergabe in Thun erfolgte unmittelbar nach dem „Ja, ich will“ der Gang zum Kreditkartenlesegerät, um die Startgebühr zu überweisen. Und danach gab es dann eh kein zurück mehr.

In den folgenden Wochen kam dann doch einiger Organisationsstress auf. Schließlich hatte ich offiziell keinen Urlaub mehr, es gab praktisch keine bezahlbaren Unterkünfte und Flug, Visum und alles Weitere wollte organisiert werden. Tja und etwas trainieren musste ich ja schließlich auch noch.

Am 30.09. ging es dann aber doch los. Abflug von München zuerst nach Los Angeles, dort dann gute 15 Stunden Aufenthalt  und dann noch einmal 5,5 h Flug weiter nach Kona.

Der halbe Flieger war gefühlt mit Triathleten und deren Angehörigen gefüllt.

Meinen Mietwagen konnte ich direkt am Flughafen in Empfang nehmen. Da ich nicht bereit war, die horrenden Hotelkosten zu bezahlen hatte ich mich im Vorfeld entschlossen, mir einen Campervan mit Schlafmöglichkeit zu mieten. Das hatte zum einen den Vorteil, dass es deutlich günstiger war und ich außerdem flexibel auf der Insel herumgurken konnte.Ich hatte jetzt eine Woche, um mich etwas zu akklimatisieren. Auf den Trainingsstrecken in und um Kona konnte man praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit austrainierte Körper sehen, die sich noch den letzten Schliff holten. Ich habe in der letzten Woche allerdings nicht mehr viel trainiert. Im Meer war ich hauptsächlich zum Schnorcheln. Etwas geradelt bin ich und zwei kurze Läufe. Das musste reichen.

Am Donnerstag, den 8.10. erfolgte das erste Rennen, an dem alle Frauen und einige Altersklassen  der Männer teilnahmen. Ich durfte dann am Samstag, den 10.10. mein Rennen bestreiten. Insgesamt waren über 5.000 Eisenmänner- und frauen am Start, die sich entweder wie ich dieses oder bereits im Vorjahr qualifiziert hatten. Trotz der vielen Starter war die Stimmung in Kona unglaublich entspannt und alles war glänzend organisiert.Die Profi-Männer starteten um 6.30 Uhr und dann folgten die jeweiligen Altersklassen.

Ich durfte mich um 7.20 Uhr mit über 500 weiteren Kerlen aus der AK45-49 in die Fluten des warmen Pazifik stürzen, genau zu dem Zeitpunkt, als die ersten Profimänner wieder an Land krabbelten.

Ich hatte für mich an diesem Tag nur ein einziges Ziel: So viel von dem Rennen aufzusaugen wie möglich und einfach nur genießen. Zeiten und Platzierungen waren absolut nebensächlich und so habe ich beim Start weder Pulsgurt noch Uhr angelegt.Das Schwimmen war klasse. Das Wasser war warm und ich fand weder Strömung noch Wellengang sonderlich störend. So war die erste Teildisziplin gefühlt auch schnell vorbei. Weiter ging es nach einer kurzen Süßwasserdusche in die erste lange Wechselzone. Dort war die Hauptaufgabe, sich einigermaßen mit Sonnencreme zu versorgen, um die gröbsten Verbrennungen zu vermeiden. Auch beim Radeln war dann wieder die Devise, ganz entspannt und locker zu strampeln, sich gut zu verpflegen und noch ausreichend Körner für die Hitzeschlacht beim Laufen auf dem Highway zurückzuhalten.Auch beim Radfahren waren die Bedingungen sehr gut. Im Vorfeld hatte ich von heftigen Seitenwinden gelesen, die leichte Fahrer teilweise von der Strecke geblasen haben. Aber an diesem Tag waren die Bedingungen für mich völlig in Ordnung. Ab Kilometer 149 hatte ich mal leichte Probleme mit einer sich verkrampfenden Oberschenkelmuskulatur, aber ab Kilometer 170 war davon glücklicherweise nichts mehr zu spüren, so dass es zum zweiten Mal in die Wechselzone ging.Auch hier war noch einmal Sonnencreme nachzuschmieren und schon ging es ab auf die Laufstrecke. Jetzt nur noch ein Marathon und schon war es geschafft. Der war dann aber doch etwas zäher als gedacht. Die ersten Kilometer  zum Wendepunkt und zurück nach Kona habe ich überhaupt keinen Rhythmus gefunden. Als es dann auf den Highway ging wurde es etwas besser. Problematisch wurde es für mich, als an den Verpflegungsstellen vor dem Energylab das Eis ausging. Da habe ich ziemlich schnell gemerkt, wie der Körper zunehmend überhitzt und ich musste einige Gehpausen einlegen. Auch an den Verpflegungsstellen habe ich mir viel Zeit genommen und soviel getrunken, wie irgendwie reinging. Vielleicht war das auch etwas zu viel. Bei Kilometer 35 habe ich versucht für den „Endspurt“ noch einmal ein Gel zuzuführen, aber das kam sofort wieder raus. Nachdem ich mich einige Male übergeben hatte, ging es mir wieder deutlich besser und mit Einbruch der Dämmerung konnte ich schließlich wieder die Palani-Road in Kona in Richtung Zielkanal hinunter wackeln. Mit Laufen hatte es an dieser Stelle nicht mehr viel zu tun. Die Stimmung der Zuschauer in Kona war fantastisch. Man kommt von dem relativ einsamen Highway und dann in Kona wurden die Menschenmassen immer dichter und der Jubel immer lauter.

Nach knapp unter 11 Stunden erreichte ich schließlich die Ziellinie und konnte dieses tolle Rennen völlig zufrieden beenden. Im Ziel gab es dann warmes alkoholfreies Bier aber dazu leckere Mini-Burger und Pizza. Genau das Richtige nach der ganzen Cola, Red Bull und Energie-Gels.

Insgesamt war es ein toller Wettkampf. Die Insel ist viel schöner als ich sie mir vorgestellt habe. Es gibt zum einen die karge Vulkanlandschaft, aber genauso auch Bereiche mit tropischen Regenwald und tolle Strände.

Trotz der hohen Kosten und des großen Reiseaufwandes werde ich in ein paar Jahren noch einmal einen Versuch wagen, mich zu qualifizieren. Dann kann mich Heike hoffentlich mit begleiten. Für das nächste Jahr habe ich das schon das Hawaii des Nordens gebucht. Dort werde ich zum wiederholten Mal beim Ostseeman starten.

Während der Reise habe ich einen kleinen Blog geschrieben. Wer noch Lust auf ein paar Bilder der Insel hat, findet hier noch weitere Infos.

Christian

www.schnelltrip.wordpress.com