IRONMAN Germany

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Datum

IRONMAN Germany am 06. Juli 2008

oder „Der längste Tag des Jahres!“
oder „21 Sekunden zu langsam!“

von Jürgen Maier

Auch bei der Europameisterschaft im Langdistanztriathlon in Frankfurt waren die Triathleten der DJK Gaustadt vertreten. Jörg Schneider und ich machten uns am Wochenende 05./06. Juli auf nach Frankfurt, um uns mit den besten Triathleten der Welt „zu messen“. Schade nur, dass einige der Topstars offensichtlich beim Durchschauen der Teilnehmerliste unsere Teilnahme entdeckten und aufgrund Nervosität ihren Start verweigerten. So sagten mit Norman Stadler und Andrea Brede erst kurz vor dem Start zwei deutsche Topathleten ab.

Aber nun zu unserer Geschichte:
Jörg und ich starteten mit etwas unterschiedlichen Voraussetzungen. Im Jahr 2005 standen wir beide - die schon von  Kindheit an eng miteinander befreundet sind und seit dieser Zeit unsere sportliche Aktivitäten gemeinsam austragen (ob Basketball od. Ausdauersport) – beim Quelle Challenge in Roth an der Startlinie. Während ich damals mit einer so von mir nicht erwarteten Zeit von 10:25:06 Std. erfolgreich finishte, musste Jörg damals bei KM 16 auf der Laufstrecke aufgrund Magenkrämpfen aufgeben. Doch er schwor sich bereits damals, dass dies nicht sein letzter Start auf der Langdistanz sei und sein Ziel war, diesmal auf jeden Fall zu finishen, während ich eine Zeit anstrebte, die meiner Zeit von 2005 nahe kommen sollte.

Und so war es im Juli 2007 nur ein kurzes Telefonat zwischen uns beiden, als ich Jörg anrief und sagte: „In zwei Wochen geht die Anmeldung für IRONMAN Frankfurt 2008 los. Ich werde mich anmelden – wie schaut´s bei dir aus?“
Rhetorische Frage von mir, denn ich wusste die Antwort bereits. Natürlich wollten wir beide wieder mal gemeinsam „gegeneinander“ kämpfen und so schafften wir es dann auch nach ca. 50 erfolglosen Versuchen und einer hoffnungslos überforderten Anmeldeseite des Veranstalters, uns für „Das Race 2008“ anzumelden. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein Zurück mehr und so wurden fortan auch gemeinsame Trainingspläne geschmiedet. Höhepunkt des gemeinsamen Trainings war sicherlich das Trainingslager 2008 in Cattolica , wo ja Jörg auch mal wieder einen Kampf zwischen uns beiden für sich entscheiden konnte. Er wurde Vereinsmeister im Schneeschuh-Sandstrand-Laufen und gewann einen riesigen Schinken – ich holte nichts. Ansonsten war Jörg auch im Trainingslager auf dem Rad saustark unterwegs und duellierte sich hierbei des öfteren mit Thorsten und ich holte mir endlich mal eine richtige Grundlage beim Rennradfahren. Da Jörg in Überlingen am Bodensee lebt, kommen natürlich unsere gemeinsamen Trainingseinheiten immer zu kurz, und so konnte der eine dem anderen nicht in die (Trainings-) Karten gucken.

Für „unser“ Wochenende verabredeten wir uns dann bereits am Fr., 04. Juli in Frankfurt, um wirklich ausgeruht und ohne Stress in den Wettkampf zu gehen. Am Sonntag früh ging’s dann los. Jörg und ich radelten mit den MTB’s von Langen aus ca. 4 KM durch den Wald zum Langener Waldsee und holten uns so schon die nötige Frische, um den anstrengenden Tag zu überstehen. Die Wettervorhersagen waren hervorragend. Beim Schwimmstart tröpfelte es ganz leicht, es sollten jedoch die einzigen Regentropfen des Tages bleiben. Es waren morgens ca. 15 ° C . Ach ja – die Temperatur. Bis Samstag früh, 10.00 Uhr, mussten wir alle zittern, denn es stand ein Neoprenverbot im Raum. Der Langener Waldsee hatte am Freitag 23,4 ° C, ab 24 ° besteht Neoverbot. Für solch „schwache“ Schwimmer wie wir es sind eine absolute Horrorvorstellung, denn wir müssen schon kämpfen, um die 3,8 KM überhaupt einigermaßen zu überstehen.
Also, nun zurück zum Schwimmstart. Um 06.45 Uhr starteten ca. 50 Profis und ca. 250 ausgewählte Altersklasseathleten. Die restlichen 2.000 !!! gingen dann gleichzeitig um 07.00 Uhr ins Wasser. Aus Erzählungen vom letzten Jahr von Gregor hatten wir zwei schon ein bisschen Panik, dass wir im Wasser „geknüppelt“ werden. Hier hatte aber der Veranstalter eine Änderung im Vergleich zu den Vorjahren vorgenommen und so nahm ich das Schwimmen als fairen Wettkampf wahr, bei dem man sich freilich ab und zu ziemlich nah kam, es war aus meiner Sicht jedoch jederzeit im Rahmen. Während des Schwimmens war ein kurzer Landgang nach ca. 2300 m angesagt und anschließend noch eine Runde mit 1500 m zu bewältigen. Hier merkte man, dass sich Jörg in den Wintermonaten ernsthaft mit Schwimmtraining befasst hat. Galt er früher in unserem internen Vergleich als „bleierne Ente“, ist er bei diesem Wettkampf wirklich nur sehr kurz nach mir aus dem Wasser. Hier konnte ich früher immer etwas Vorsprung herausholen. (Vielleicht lag es ja auch an meiner schlechten Schwimmtrainingsmoral )

SWIM:

    1. Runde    Platz AK    2. Runde    Platz AK    Gesamtzeit    Platz AK
Jörg    39:36    297.    31:43    313.    1:11:19    304.
Jürgen    38:30    250.    31:06    290.    1:09:36    272.

Anschließend ging es dann in die endlos erscheinende Wechselzone mit ca. 500 m Laufweg bis zum Radwechsel. Hier konnte ich noch einmal ein paar Sekunden herausholen und ging mit einer Wechselzeit von 5:40 (Platz 253.) mit etwas Vorsprung vor Jörg (7:17 – Platz 352.) auf die Radstrecke.

Die ersten 12 KM ging es dann leicht bergab mit Rückenwind nach Frankfurt. Von Frankfurt aus starteten dann 2 Runden á 84 KM mit insgesamt ca. 1100 Höhenmetern. Es herrschte nur schwacher Wind an diesem Tag auf der Radstrecke und aufgrund von kurzen Anstiegen, aber lang abfallenden Abfahrten, empfand ich die Radstrecke als sehr schnell. Die Verpflegungsstellen waren wirklich ausreichend und top organisiert – wie auch der gesamte Wettkampf. Es gab einige Stimmungsnester auf der Strecke,  aber, wie ich empfand, keinen „Solarer Berg“. Lediglich der in Bad Vilbel liegende „Heartbreak Hill“ kommt da vielleicht ein bisschen hin. Von dort aus sieht man dann auch schon die Skyline von Frankfurt und es geht nur noch ca. 10 KM bergab in die 2. Wechselzone am Mainufer. Hier ist gleich daneben eine Zuschauertribüne, von der aus man super angefeuert wird.

BIKE:


    12 KM    Platz    1.Runde    Platz    2.Runde    Platz    Gesamt    Platz
Jörg    21:14    150.    2:25:08    179.    2:38:16    202.    5:24:39    191.
Jürgen    20:27    61.    2:23:59    164.    2:32:33    126.    5:17:00    135.
Unter zahlreichen Zurufen wurde dann direkt am Mainufer gewechselt (Jörg 3:44, ich 1:37) und was dann kam, jagt mir immer noch die Gänsehaut auf die Arme. Der abschließende Marathon durch ein Spalier aus Begeisterung, Anfeuerung und Jubel und das Kämpfen von Verpflegungsstelle zu –stelle sind, glaube ich, wirklich einmalig. Was man hier geboten bekommt, ist unglaublich. Leider hatten sowohl Jörg- als auch ich mit mehr od. weniger starken Einbrüchen zu kämpfen. Insgesamt sind hier 4 Runden entlang des Mainufers zu laufen. Man kommt im Verlauf des Marathons an insgesamt 28 !!! Verpflegungsstellen vorbei, die keine Wünsche offen lassen. Für mich haben sich diese Verpflegungen jedoch nicht so rentiert, da ich den ganzen Tag über lediglich ½ Powerbarriegel gegessen und ansonsten mich nur von Salamibrötchen und Bananen ernährt habe.  Auf der Laufstrecke wurde wir dann auch noch neben unseren Partnerinnen und Freunden Tine, Ines, Gisi und Karsten (die beide eigens aus Berlin anreisten – Danke schön) von den DJK´lern Thorsten und Bernd lauthals angefeuert, sodass keinerlei Gedanken an ein Aufgeben zu verschenken war.

RUN:

    1. Runde    Platz AK    2. Runde    Platz AK
Jörg    57:19    254.    1:07:07    337.
Jürgen    53:49    176.    58:19    194.
 
    3. Runde    Platz AK    4. Runde    Platz AK    Gesamt    Platz AK
Jörg    1:09:05    295.    1:18:20    350.    4:31:53    319.
Jürgen    57:13    109.    1:02:09    161.    3:51:32    147.

Der Zieleinlauf auf dem Frankfurter Römer schließlich war dann einmalig schön und man läuft die letzten Meter mit Gänsehaut, total geschafft und überwältigt mit Tränen in den Augen ins Ziel. Im Programmheft des IM stand folgender Spruch, den ich genauso wiedergeben möchte:

...nur für Sekunden spürst Du, warum Du Dir das angetan hast...
...aber diesen Moment wirst Du nie vergessen!

Dem kann ich nur zustimmen. Ich möchte die zwei großen Klassiker Frankfurt und Roth nicht miteinander vergleichen – ich finde jedes Rennen für sich ist ein geiler Wettkampf – aber ich kann nur jedem, der sich in der Lage dazu fühlt, zum Start auf eine dieser beiden Strecken raten.  Zum Schluss noch die Gesamtstatistik:

GESAMT:

    Gesamtzeit    Platzierung TM 35    Platzierung Gesamt
Jörg    11:18:54    260.    1033.
Jürgen    10:25:27    143.    542.

Dem aufmerksamen Leser ist nun nicht entgangen, dass ich mich insgesamt gegenüber meinem Wettkampf aus 2005 tatsächlich um 21 Sekunden verschlechtert habe. Angesichts der Tatsache, dass ich aber seitdem 3 Jahre älter geworden bin, ist das glaube ich schon ganz in Ordnung. Fazit: Jörg und ich haben unsere für den Wettkampf gesteckten Ziele erreicht.

Tine und ich waren dann noch abends auf der Finishline-Party am Römer und was da abging, als die letzten Finisher kurz vor Zielschluss (16:00 Std.) ins Ziel kamen, ist ebenfalls erwähnenswert.

Erwähnenswert finde ich auch noch eine kleine Geschichte am Rande:
Jörg erzählte mir am Samstag vor dem Rennen in Frankfurt, dass seine Teilnahme beim IM Frankfurt schon jetzt ein voller Erfolg wäre. Jörg war am Freitag, zwei Tage vor dem Wettkampf, zu einer Abschluss-Trainingseinheit im Überlinger Seebad am Bodensee, um ein letztes Mal den Neopren zu testen. Da es an diesem Tag vormittags schlechtes Wetter war, waren nur er und ein älterer Mann, der sich bereits im Wasser befand, im Schwimmbad. Plötzlich sah Jörg, dass der ältere Mann von einem Schwan (!) angegriffen wurde und immer wieder mit den Flügeln gegen den Kopf geschlagen und untergetaucht wurde. Kurz darauf trieb der Mann bewusstlos im Wasser und Jörg zog ihn aus dem Wasser und leitete die ersten Rettungsmaßnahmen ein. Der Mann kam kurze Zeit später zum Bewusstsein und wurde vom Rettungsdienst versorgt. Man möchte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Jörg nicht sein Schwimmtraining dort absolviert hätte. So ein Ironman-Schwimmtraining kann also auch Leben retten.

Danke, Jörg!

Bilder folgen!