Tour de Tirol: 05.-07.10.2012 (von Ulrich Walter)
Es begann damit, daß Ulli, meine Frau, einmal Irland sehen wollte. Ich
kann ihr ja keinen Wunsch abschlagen. Und dann stellte sich heraus, daß
an dem Montag nach unserer Anreise zufällig der Dublin-Marathon
stattfinden würde. Damit war dieser Tag schon verplant.
Wenn nur immer das Training nicht wäre, insbesondere die langen
Einheiten. Ich erinnerte mich daran, daß ich 2009 ein paar davon
erfolgreich durch Bergmarathons ersetzt hatte. Könnte man dieses
Vorgehen nicht wiederholen? Drei Wochen vor Dublin war der
Kaiser-Marathon in Söll terminiert, und wenn ich schon einmal da wäre,
könnte ich ja gleich die komplette Tour de Tirol laufen, bestehend aus
einem flachen 10er am Freitag, dem Marathon am Samstag und einem
abschließenden Halbmarathon am Sonntag.
So stand ich am 05.10.2012 um 18 Uhr zum Auftakt bei bestem Wetter am
Start des 10km-Laufes. Die drei Runden um und durch das Dorf wiesen zwar
in Summe 222hm auf, aber nach Auffassung des Organisators war das wohl
flach. Na toll. Immerhin war die Strecke sehr abwechslungsreich, und
ab der zweiten Runde machte es sogar Spaß obwohl ich 10km-Rennen
normalerweise hasse. Ich achtete natürlich darauf, nicht zu viel Kraft
bei der Auftaktveranstaltung zu lassen, wurde aber trotzdem von Runde zu
Runde schneller. Nach 50:14min war ich letzten Endes als 244. von 401
Finishern (24. von 40 in M50) sehr zufrieden im Ziel.
Auch am nächsten Morgen war kaum eine Wolke am Himmel und schon um 9:30
Uhr hatten wir fast 15 Grad. Die erste Hälfte des Marathons führte
zunächst wieder um Söll herum und dann weiter nach Ellmau, also flach.
Es waren nur etwas mehr als 400hm bergauf zu bewältigen. Nach ca. 2:03h
war ich damit durch. Ab jetzt wurde es jedoch steil. Die kleinen, zähen
Angehörigen der Alpenvölker begannen, an mir vorbeizuziehen.
Tröstlicherweise sollte ich so manchen davon aber wieder einholen. Die
30km-Marke (auf 1570m Höhe) passierte ich nach 3:31h, bei km 38,5
(wieder im Tal auf 1140m und bis dahin 1450hm bergauf) hatte ich 4:39h
auf der Uhr. Jetzt wurde es richtig eklig. Es ging unglaublich steil,
zunächst über eine matschige Wiese und dann auf einem kaum weniger
flachen Pfad, 700 Höhenmeter aufwärts zur Hohen Salve. Spaß ist anders.
Es war für mich eine ziemliche Quälerei. Umso glücklicher war ich, nach
5:35:45h als 300. von 421 Ankommern (32. von 53 in M50) endlich das
Ziel zu erreichen. Ich konnte kaum glauben, daß der Sieger Patrick
Wieser dies nach 3:03:28h geschafft hat. Und ich freute mich jetzt
schon auf den Halbmarathon am nächsten Tag.
Der Sonntag begann bereits morgens mit Regen bei ca. 12 Grad. Das sollte
sich bis zum Start um 13:30 Uhr nicht ändern. Es waren 7 flache Runden
durch das Dorf zu laufen. Ich war gespannt immerhin war der flache
Halbmarathon bisher meine Parade-Disziplin. Runde 1: Gegen Ende der
ersten Runde war schon klar, daß mein heutiger km-Schnitt über 5 Minuten
liegen würde. Runde 2: Am Ende von Runde 2 beschloß ich, das Tempo zu
reduzieren und gemütlich nach Hause zu laufen. Runde 3: Der
anfänglich stärker werdende Regen setzt aus. Ich freute mich zu früh!
Runde 4: Am Ende der vierten Runde gab es kalten Wind und Starkregen.
Spätestens jetzt war jeder Läufer patschnaß. Runde 5: Die teilweise
engen und nun matschigen Pfade ließen ein Umrunden der Pfützen kaum noch
zu. Runde 6: Die Erinnerung an trockene Füße war fast vollkommen aus
meinem Gedächtnis verschwunden. Runde 7: Dickliche Dänen und ältere
Damen setzten an, mich zu überholen. Ich riß mich zusammen und gab noch
einmal Gas. Ich war sehr erleichtert, als ich endlich nach 1:50:07h das
Ziel erreichte wenn auch nur als 237. von 347 Startern (22 von 34
M50). Mehr war nach den beiden anstrengenden Vortagen einfach nicht
möglich.
Der Vortagessieger Patrick wurde heute in 1:09:24 zwar nur Zweiter,
aber das reichte ihm locker für den Gesamtsieg in 4:45:55h. Damit
distanzierte er John Wyatt (!) um mehr als 8 Minuten.
Die Fotos sind alle von der Marathon-Etappe.
Datum