42. Gutsmuts Rennsteiglauf oder- Alles Kopfsache
Nachdem ich letztes Jahr den Obermainmarathon erfolgreich
bestritten hatte sollte der Nächste ein neue Herausforderung werden und nach
einigem Überlegen entschied ich mich für den Rennsteiglauf und hier sollte es
der Supermarathon werden.
Nicht zuletzt auch wegen Robert Ebertsch, der mir versichert hatte
das ist zu schaffen, er läuft ihn auch und er würde mich begleiten sowohl beim
Training als auch beim Lauf selbst. Ein dritter Wahnsinniger -Harald Kreuzer schloss sich uns an.
Bereits im September letzen Jahres startete das Training mit
Robert, ganz gemäß dem Motto von Hans-Rainer LLL (für die, die noch nicht
wissen was das heißt: locker, lässig, langsam). Alle 2 Wochen Sonntags Lange
Läufe, die sich vom Kilometerumfang immer mehr steigerten. Ende März dann der
erste Ultra Lauf von Heiligenstadt in der Fränkischen nach Lichtenfels. Dies
hatten wir 3 ganz gut bewältigt.
Am Freitag war es dann soweit, wir reisten einen Tag vorher
an, denn der Lauf sollte um 6:00 Uhr in Eisenach starten. Nach einer für mich
sehr unruhigen Nacht (nur 3 Stunden Schlaf) war es dann soweit. Gegen 5:15 Uhr
starteten wir von unserem Hotel aus gen Eisenach. 2500 Läuferinnen und
Läufer warteten schon voller Ungeduld
auf dem Marktplatz von Eisenach auf den Start. Pünktlich um 6:00 Uhr ging es
los durch die Innenstadt Richtung Rennsteig. Bereits nach 1,5 km wurde mir
klar, das wird kein Zuckerschlecken. Stetig schlängelte sich die Läuferschar den
Berg hinauf. So ging es nun etwa 26 Kilometer immer wieder bergauf, ab und zu
durch kurze gerade Passagen unterbrochen. Robert hielt Wort und blieb bei mir
obwohl er normalerweise wesentlich
schneller als ich ist. Harald hatte uns schon auf den ersten 2 Kilometern
verlassen.
Bei km 26 war der erste Höhepunkt erreicht (916m ). Jetzt
gings begab, aber so steil, dass ich in Schlangenlinien abwärts lief. Jetzt war
bis zur Hälfte der Strecke (37,47 km)eine
wellige Passage zu bewältigen. Mir ging es bemerkenswert gut (noch) auch Robert
munterte mich immer wieder auf, so dass ich guter Dinge war. Die kommenden
Verpflegungsstationen wurden immer umfangreicher ausgestattet, Wiener, Krakauer
Nutellabrote, Schmalzbrote und natürlich der berühmte Schleim (gekochte
Haferflocken in Blaubeeren, Himbeeren oder Orangen). Von Station zu Station
schmeckte der immer besser. Ab km 43 konnte ich Robert nicht mehr halten, das
ständige bergauf, bergab zermürbte mich immer mehr und ich wurde langsamer. Ab
km 47 wurden die Gehpassagen immer häufiger. Am sogenannten Grenzadler beim km
55 hat man die Möglichkeit ganz offiziell auszusteigen mit Zeitnahme, Medallie
etc. Ich überlegte kurz und entschied mich aber weiter zu laufen. Bereits nach
5 km bereute ich meine Entscheidung. Es ging immer weiter bergauf. Ab jetzt
km 60 war es aus mit laufen. Ich ging, war aber nicht die Einzige alle die
mir begegneten machten es genauso. Meist war ich jetzt allein auf der Strecke,
man hat da viel Zeit zum Nachdenken. Eine ganze Weile lang ging mir der Spruch
von Michel nicht mehr aus dem Kopf (wenn du denkst du kannst nicht mehr, dann
hast du erst ein Drittel deiner Reserven aufgebraucht). Und es war auch
wirklich so, ab jetzt entschied der Kopf und DER wollte ankommen. Ich zählte die Kilometer im
Kopf bis zum Ziel. Dann war der Punkt erreicht an dem die Kilometeranzahl, die
noch zu laufen war einstellig wurde. 3 Kilometer vor dem Ziel hatte wieder eine
Laufpartnerin die mich dazu ermutigte noch mal zu laufen, es geht doch nur
noch bergab. Und tatsächlich ich konnte noch laufen und es tat eigentlich
gar nicht weh! Auf zum Endspurt
..
Dann nach 11 Stunden und 53 Minuten endlich die Ziellinie.
Ich hatte es wirklich geschafft, 72,8 km und insgesamt 2500 Höhenmeter!!!! Auch
wenn ich unterwegs oft nicht mehr daran geglaubt hatte.
Im Ziel empfingen mich Harald der bereits nach 9:18 Stunden das
Ziel erreicht hatte und Robert der sogar
mit Nothilfeeinsatz beim Grenzadler ( er hatte einer Walkerin geholfen)die Ziellinie
nach 10:35 Stunden überquerte.
Dies war eine Erfahrung die ich nicht missen möchte und mir
wieder bestätigt hat, es ist alles eine Kopfsache!
Micha