Datum
normal>
mso-bidi-font-size:11.0pt>Karwendelmarsch am 27.08.2016
normal>Lauf
über 52 km Maria Winter
normal>Scharnitz, Samstag 27.08.2016 um 4:40
Uhr: normal>Unsere Nachbarn, eine Gruppe junger
Tiroler, die mit Wohnwagen und Dachzelt auf dem Bus angereist sind, werfen ihr
Stromaggregat an. Es lärmt und stinkt. An Schlaf ist in unserem Campingbus
nicht mehr zu denken, obwohl es noch stockdunkel ist. Aber mein Wecker hätte ja
auch bald geklingelt. Während Espressokocher und Milchtopf auf dem Herd stehen,
werfen Börni und ich einen Blick nach draußen. Die große Wiese, die den
Teilnehmern des Karwendelmarsch seit dem Vortag zur Verfügung steht, hat sich
über Nacht gefüllt. Wenig später weisen die Männer der örtlichen Feuerwehr, die
nicht abreißen wollende Autoschlange, auf die letzten Parkplätze. normal> 5:00 Uhr: normal>Der Cappuccino dampft in den
Thermostassen. Ich kaue lustlos auf meinen Müslikörnern herum. An Frühstück ist
um diese Zeit bei mir sowieso noch nicht zu denken. Börni holt
Geburtstagsgeschenke hervor. Ach ja, ich hab ja heute Geburtstag! Bin viel zu
aufgeregt um mich damit zu beschäftigen. Ich muss meine Sachen zusammensuchen,
obwohl ich zuhause in weiser Voraussicht alles in einen großen Beutel gepackt
habe, was ich beim heutigen Bewerb (wie die Österreicher sagen) anziehen und mitnehmen
will. normal> Auf den Karwendelmarsch war ich im
letzten Jahr durch die Ankündigung in einem Bergmagazin aufmerksam geworden.
Nachdem ich mich auf der Internetseite informiert hatte, war ich davon
überzeugt, dass es schon etwas seltsam sein muss, durch die Berge zu hetzen,
statt ihre Schönheit zu genießen. Aber die Idee, eine Gebietsdurchquerung in
den Alpen, so schnell es mir möglich ist, zu schaffen, hatte mich dann doch
nicht mehr losgelassen. Zufällig fiel der Termin der diesjährigen Veranstaltung
auf meinen Geburtstag. Und so lag es nahe, mir von Börni Unterstützung und
Fahrdienst zu wünschen. Der Karwendelmarsch fand heuer zum achten Mal statt und
war erstmals seit Wochen ausgebucht. normal> Die Strecke geht wahlweise über 52 km
oder 35 km und kann gelaufen oder gewandert werden. Stöcke sind in allen
Disziplinen erlaubt und wie es in der Ausschreibung so schön heißt Laufen
in der Marschklasse oder Gehen in der Laufklasse sind kein
Disqualifikationsgrund. Start ist in Scharnitz. Die Strecke führt über Karwendelhaus
und Falkenhütte in die Eng, wo die 35 km erreicht sind. Wer weiterläuft, hat
mit dem Binssattel auf 1903 m den höchsten Punkt der Strecke noch vor sich.
Ziel ist Pertisau am Achensee. Für die gesamte Strecke von 52 km, die im
Schnitt in acht bis zehn Stunden bewältigt wird, kommen 2281 Höhenmeter bergauf
zusammen. Durch den unterschiedlichen Start- und Zielort hat man jedoch vor
oder nach dem Wettkampf noch den Transfer zum Auto. Für die Teilnehmer, die die
Fahrt am Morgen wählen, fährt der erste Bus um 2:30 Uhr (!) in Pertisau ab. normal> 5:30 Uhr: normal>Kurze Laufhose und Trägershirt sind
angezogen. Soll ich noch was Warmes drüberziehen? Das Wetter ist super schön
gemeldet, aber ich weiß, dass es in den Bergen es schnell umschlagen und kalt
werden kann. Ein Blick aus unserem Busfenster zeigt, dass sowohl dick
vermummelte Gestalten Richtung Start an uns vorbeiziehen wie auch
leichtbekleidete, manche haben gar nichts dabei, einige ein Hüfttäschchen und
wieder andere einen Laufrucksack, die Wanderer sind an ihrem Tagesrucksack zu
erkennen. Ich ziehe das Vereins-Langarmtrikot über und stopfe die Windjacke in
den neuen, leuchtendgelben Trailrunning-Rucksack, in dem ich bereits ein
kleines Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke verstaut habe, dazu ein paar Gels,
Riegel, Faltstöcke, zwei 500 ml Soft Flask (Trinkflaschen aus weichem
Kunststoff, die ich in Taschen an den Rucksackträgern stecken kann) und meine
Knie. Wenn ich die Bandagen beim Bergwandern nicht trage, schwellen meine
beiden lädierten Kniegelenke immer fürchterlich an. Meine Planung sieht aber vor,
sie erst nach dem ersten flachen Streckenabschnitt, wo man richtig laufen
kann, anzulegen. normal> 5:40 Uhr: normal>Die Lautsprecherstimme bittet die
Teilnehmer in den Startbereich zu kommen. Ich schnüre meine Trail-Laufschuhe,
Börni seine auch und meint, er käme ein bisschen mit. Wir müssen Fotos machen,
fällt mir ein und drücke ihm mein Handy in die Hand. Es ist noch dunkel, nur
die Laternen geben Licht und die Bilder werden wackelig. Nach ein paar
Versuchen lassen wir es gut sein und reihen uns im hinteren Feld der Menge, die
am Läufertor steht, ein. Es gibt noch eines für die Wanderer. normal> 6:00 Uhr: normal>Nach der Ansprache der Bürgermeisterin,
wie wichtig an diesem heißen Tag das Mitführen von genügend Wasser wäre, knallt
der laute Böllerschuss und schickt uns auf die Strecke. Die Läufer um uns herum
gehen gelassen über die Zeitmessmatten, die Wanderer haben es eilig und
drängeln. Börni läuft neben mir her und sinniert, dass er sich ja für den 35
km-Lauf hätte anmelden können. Ein bunter Zug bewegt sich im ersten, dämmrigen
Licht des Tages an den letzten Häusern von Scharnitz vorbei auf dem Schotterweg
in Richtung Karwendelbachtal. Beim ersten kurzen Anstieg gehen alle, sobald es
wieder flacher wird, fallen sie in den Laufschritt. Mir wird es warm, ich ziehe
mein Trikot aus und verstaue es im Rucksack, der jetzt prall gefüllt ist. Börni
gibt mir einen Kuss, meint, das wäre ihm jetzt zu schnell und ich solle mein eigenes
Tempo laufen. Über den Wiesen hängen kleine Nebelschwaden, die felsigen
Bergzacken werden durch die Strahlen der Morgensonne rötlich angeleuchtet. Es
ist wunderschön. normal> 7:00 Uhr: normal>Nach ca. 10 km und 200 hm wartet am
Schafstallboden (1173 m) die erste Labestation mit Erfrischungen auf. Neben
dem üblichen Wasser, werden leckerer Kräutertee, Kekse und Obst angeboten.
Alles in Bio-Qualität, wie an jeder der insgesamt zehn Verpflegungsstellen.
Ungefähr vier Kilometer weiter steilt sich der Fahrweg auf. Ich ziehe meine
Stöcke aus den Befestigungen am Rucksack, klappe sie auf und stöckle bergan.
Oben am Hang kommt langsam das Karwendelhaus in Sicht. normal> 8:25 Uhr: normal>Die Frauengruppe neben mir ist
begeistert unter 2 ½ Stunden aufs Karwendelhaus, das ist doch was! und fällt
über die Leckereien her, die an der Labestation ausliegen. Vor der
üblicherweise gut frequentierten Berghütte in 1771 m Höhe ist kein Wanderer
oder Mountainbiker zu sehen, sind wohl alle noch beim Frühstück. Für uns
Frühaufsteher gibt es als Besonderheit eine feine Kartoffelsuppe, dazu den berühmten,
mit Wasser verdünnten Hollersirup sowie gut belegte Schinken-, Wurst- und
Käsebrote. Besonders lecker sind die selbstgemachten Müsliriegel, mit Ihren
vielen Trockenfrüchten schmecken sie nach Weihnachten. Ich habe nun 18 km und
gut 800 hm geschafft. Schnell mache ich ein Foto, schlürfe einige Becher Suppe und
Holler, dann schlüpfe ich in meine Kniebandagen und eile zum Hochalmsattel. Ab
hier geht es auf einem grobschottrigen Weg rund 6 km und 400 hm bergab. Soweit
es meine Knie erlauben, laufe und springe ich hinunter und setze dabei die
Stöcke ein. normal> 9:30 Uhr normal>Lieblich liegt der keine Ahornboden (1399
m) in der Morgensonne und erfreut mit der nächsten Labestation. Danach beginnt
der Aufstieg zur Falkenhütte, er zieht sich über 6 km und 450 hm und wird nach
oben immer steiler. Aus dem anfänglichen Power-Wandern wird Gehen. Die Sonne
knallt erbarmungslos in den Hang. Die ersten Ausfallerscheinungen zeigen sich.
Einige gehen im Zeitlupentempo, andere bleiben stehen. Wegen eines Krampfs im
rechten Fußgewölbe muss ich kurz pausieren. Knapp unterhalb der Hütte hat sich
ein Fotograf postiert und versucht die Sportler mit lockeren Sprüchen zum
Lächeln zu bewegen. Ich gehe außerhalb seiner Schusslinie an ihm vorbei. Haha. normal> 10.45 Uhr: normal>Die Falkenhütte auf 1848 m ist denkmalgeschützt
und wohl die schönste Hütte im Karwendel. Sie liegt unterhalb der spektakulären
Laliderwände, trägt einen gemütlichen Erker und Holzschindeln auf der Fassade. Die
dazugehörende Labestation wartet mit einer würzigen Hafersuppe auf. Ich schütte
mir den Inhalt eines Tütchens Salz in den Mund, trinke mehrere Becher Suppe und
Holler und hoffe, dass das gegen weitere Krämpfe hilft. Der Weiterweg führt zunächst
über grobe Steine steil hinunter, dann wird ein Schutthang unterhalb der Felswände
gequert, bevor es wieder bergauf geht. Vom Hohljoch (1794 m) hat man einen
tollen Ausblick bis hinüber zum Binssattel, dem höchsten Punkt unserer Strecke.
Doch zuvor kommt mit der Eng die Mittelstation. Wir müssen über 500 hm steil hinunter,
das geht langsam ganz schön in die Oberschenkelmuskeln. Sehr nett ist das
Schild Bitte lächeln, das am Rand des Pfads aufgestellt ist. In der Kurve hat
der nächste Fotograf Stellung bezogen und lichtet die Läufer vor den Laliderwänden
ab. Als der schmale Steig auf die Almwiesen des Ahornbodens führt, lasse ich
während des Laufens meinen Blick schweifen und liege im nächsten Moment der
Länge nach auf der Erde. Ich springe gleich wieder auf die Füße, klopfe den
Staub ab und flitze weiter. normal> 11:30 Uhr: normal>Die Eng am großen Ahornboden auf 1227 m
ist das Ziel für Wanderer, die nur 35 km laufen, alle, die es hier gut sein
lassen wollen und diejenigen, die nach 14:30 Uhr eintreffen (sie werden aus dem
Rennen genommen). Ich bin froh, dass ich meine geplante Ankunftszeit deutlich
unterschritten habe. Kurz fühle ich in mich hinein um zu prüfen, ob ich
weitermachen will. Der Sturz scheint keine Folgen gehabt zu haben bis auf einen
leicht schmerzenden Finger, den ich mit Wasser etwas kühle und mit einem Stück
Tape aus meinem Erste-Hilfe-Set umwickle. Um Energie für die folgende knackige
Etappe zu tanken, labe ich mich ausgiebig an der schmackhaften Minestrone und
der Heidelbeersuppe, die hier angeboten wird, zische noch einen Salzbeutel rein
und lasse meine Nuckelflaschen füllen. Dann reihe ich mich in die Schlange, der
auf dem Fahrweg zur Binsalm bergan Steigenden ein. Die Sonne steht hoch am
Himmel und brennt heiß herunter. Im Wald angekommen, nutze ich jedes bisschen
Schatten zur Kühlung. normal> 12:00 Uhr: normal>Mit der Labestation mso-bidi-font-size:11.0pt> auf der Binsalm haben wir die ersten knapp 300 hm
des Anstiegs zum Binssattel auf 1903 m geschafft. Ich hole mir Salz, Getränke und einen der genialen
Müsliriegel, dann steige ich kauend weiter. Es sind noch weitere 400 hm
aufwärts zu gehen. Nach zwei Kehren wird der Fahrweg zum schmalen Pfad. Ein
Überholen ist nur mehr schwer möglich, doch dazu haben nur noch wenige die
Energie. Schicksalsergeben und schwitzend trotte ich den Berg hoch. Von unserem
Erkundungswochenende 14 Tage zuvor weiß ich, dass der Sattel irgendwann
erreicht ist. Plötzlich höre ich einen freudigen Jodler, einige Serpentinen
später geht es mir ebenso beim Anblick der unter uns liegenden Alm. Juhu!
juble ich und nehme mir vor, besonders gut aufzupassen wenn ich bergab renne. normal> 12:45 Uhr: normal>Noch 10,5 km verkündet das Schild an
der Labestation Gramai Hochleger auf 1756 m. Ich kippe einige Becher Holler und
laufe weiter. Der Abstieg ist sehr steil und unangenehm schotterig. Trotz der stark
profilierten Sohlen meiner Traillaufschuhe rutschen die Füße häufig weg, aber
das geht hier allen so. Eine Mitläuferin wird von ihrem Mann erwartet, er
übernimmt ihren Rucksack (das ist sicherlich eine schöne Erleichterung) und feuert
sie an (das könnte ich hier nicht gebrauchen). normal> 13:20 Uhr: normal>500 Höhenmeter tiefer, sitzen die
Ausflügler bei Bier und Brotzeit an der Gramaialm, die man mit dem Auto von
Pertisau erreichen kann. Ich verpflege mich, verstaue meine Stöcke am Rucksack und
jogge weiter. Wie auf der ganzen Strecke, hole ich unterwegs meine Mitläufer
wieder ein, die weniger Zeit als ich an den Verpflegungsstellen verbracht
haben. normal> 13:50 Uhr: normal>Eine halbe Stunde später erreiche ich
die Labestation Falzturn Alm mit dem erfreulichen Hinweis Noch 4,9 km. Nach drei
Bechern Holler, schnappe ich mir eine Handvoll Kekse und laufe weiter. Kauend
frage ich mich, ob das, was ich da mache, noch halbwegs nach Laufen aussieht. Als
ich die trockenen Plätzchen hinuntergewürgt und einige Schlucke nachgetrunken
habe, komme ich zumindest wieder besser vorwärts und kann sogar einige
überholen, die plötzlich nur noch gehen können. Die Kilometerangaben erscheinen
mir aber irgendwie verhext zu sein. Die Abstände ziehen sich so sehr. 4 km
(ewige Strecke Asphaltweg), 3 km (nun geht es mühsam fast eben dahin), 2 km
(toll, die ersten Häuser von Pertisau und ein Stück vom Achensee sind zu sehen),
1 km (hässlicher Großparkplatz), dann bergauf (ächz, laufen geht da nicht
mehr) in den Ort hinein, zwei Kurven (außer einigen Steinöl-Reklameschildern
deutet nichts auf den Karwendelmarsch hin), vereinzelt applaudierende Passanten
und dann kommt endlich der aufgeblasene Zielbogen in Sicht! normal> 14:23 Uhr: normal>Gerade als die Siegerehrung stattfindet,
laufe ich nach 8:21:56 Stunden ins Ziel. Damit bin ich 15. (von 29) in der W50,
bei den Frauen gesamt erreiche ich Platz 80 (von 158) und im Gesamteinlauf bin
ich 455. (von 656). Schnellste Frau war Kirstin Berglund (SWE/A) mit einer Zeit
von 4:54:20, als schnellster Mann kam Konrad Lex (D) in 4:21:19 ins Ziel. normal> 14:35 Uhr: normal>Börni fährt mit unserem Bus am
Zielgelände vor. Mit müden Beinen stakse ich zu ihm, klettere schwerfällig auf
den Beifahrersitz und bekomme begeistert erzählt, dass er spontan bis zum
Karwendelhaus hoch und wieder zurück gelaufen wäre, es hätte so großen Spaß
gemacht. Auf einem schattigen Parkplatz am See werden mir wenig später rote
Rosen überreicht und Cappuccino sowie Geburtstagskuchen serviert. Und ich darf
dabei lümmeln und meine Beine auf der Sitzbank hochlegen! Vielen Dank für die
tolle Unterstützung an meinen lieben Mann, die mir dieses Bergerlebnis der
besonderen Art ermöglicht hat! normal>
normal>vor den Laiderwänden
normal>
normal>voe dem Start, es ist noch dunkel
normal>
normal>Im steilen Hang unter der Falkenhütte
normal>
normal>
normal>Blick auf das Hohljoch bei bestem Wetter und Sicht
normal>
normal>Endlich im Ziel!
normal>
über 52 km Maria Winter
normal>Scharnitz, Samstag 27.08.2016 um 4:40
Uhr: normal>Unsere Nachbarn, eine Gruppe junger
Tiroler, die mit Wohnwagen und Dachzelt auf dem Bus angereist sind, werfen ihr
Stromaggregat an. Es lärmt und stinkt. An Schlaf ist in unserem Campingbus
nicht mehr zu denken, obwohl es noch stockdunkel ist. Aber mein Wecker hätte ja
auch bald geklingelt. Während Espressokocher und Milchtopf auf dem Herd stehen,
werfen Börni und ich einen Blick nach draußen. Die große Wiese, die den
Teilnehmern des Karwendelmarsch seit dem Vortag zur Verfügung steht, hat sich
über Nacht gefüllt. Wenig später weisen die Männer der örtlichen Feuerwehr, die
nicht abreißen wollende Autoschlange, auf die letzten Parkplätze. normal> 5:00 Uhr: normal>Der Cappuccino dampft in den
Thermostassen. Ich kaue lustlos auf meinen Müslikörnern herum. An Frühstück ist
um diese Zeit bei mir sowieso noch nicht zu denken. Börni holt
Geburtstagsgeschenke hervor. Ach ja, ich hab ja heute Geburtstag! Bin viel zu
aufgeregt um mich damit zu beschäftigen. Ich muss meine Sachen zusammensuchen,
obwohl ich zuhause in weiser Voraussicht alles in einen großen Beutel gepackt
habe, was ich beim heutigen Bewerb (wie die Österreicher sagen) anziehen und mitnehmen
will. normal> Auf den Karwendelmarsch war ich im
letzten Jahr durch die Ankündigung in einem Bergmagazin aufmerksam geworden.
Nachdem ich mich auf der Internetseite informiert hatte, war ich davon
überzeugt, dass es schon etwas seltsam sein muss, durch die Berge zu hetzen,
statt ihre Schönheit zu genießen. Aber die Idee, eine Gebietsdurchquerung in
den Alpen, so schnell es mir möglich ist, zu schaffen, hatte mich dann doch
nicht mehr losgelassen. Zufällig fiel der Termin der diesjährigen Veranstaltung
auf meinen Geburtstag. Und so lag es nahe, mir von Börni Unterstützung und
Fahrdienst zu wünschen. Der Karwendelmarsch fand heuer zum achten Mal statt und
war erstmals seit Wochen ausgebucht. normal> Die Strecke geht wahlweise über 52 km
oder 35 km und kann gelaufen oder gewandert werden. Stöcke sind in allen
Disziplinen erlaubt und wie es in der Ausschreibung so schön heißt Laufen
in der Marschklasse oder Gehen in der Laufklasse sind kein
Disqualifikationsgrund. Start ist in Scharnitz. Die Strecke führt über Karwendelhaus
und Falkenhütte in die Eng, wo die 35 km erreicht sind. Wer weiterläuft, hat
mit dem Binssattel auf 1903 m den höchsten Punkt der Strecke noch vor sich.
Ziel ist Pertisau am Achensee. Für die gesamte Strecke von 52 km, die im
Schnitt in acht bis zehn Stunden bewältigt wird, kommen 2281 Höhenmeter bergauf
zusammen. Durch den unterschiedlichen Start- und Zielort hat man jedoch vor
oder nach dem Wettkampf noch den Transfer zum Auto. Für die Teilnehmer, die die
Fahrt am Morgen wählen, fährt der erste Bus um 2:30 Uhr (!) in Pertisau ab. normal> 5:30 Uhr: normal>Kurze Laufhose und Trägershirt sind
angezogen. Soll ich noch was Warmes drüberziehen? Das Wetter ist super schön
gemeldet, aber ich weiß, dass es in den Bergen es schnell umschlagen und kalt
werden kann. Ein Blick aus unserem Busfenster zeigt, dass sowohl dick
vermummelte Gestalten Richtung Start an uns vorbeiziehen wie auch
leichtbekleidete, manche haben gar nichts dabei, einige ein Hüfttäschchen und
wieder andere einen Laufrucksack, die Wanderer sind an ihrem Tagesrucksack zu
erkennen. Ich ziehe das Vereins-Langarmtrikot über und stopfe die Windjacke in
den neuen, leuchtendgelben Trailrunning-Rucksack, in dem ich bereits ein
kleines Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke verstaut habe, dazu ein paar Gels,
Riegel, Faltstöcke, zwei 500 ml Soft Flask (Trinkflaschen aus weichem
Kunststoff, die ich in Taschen an den Rucksackträgern stecken kann) und meine
Knie. Wenn ich die Bandagen beim Bergwandern nicht trage, schwellen meine
beiden lädierten Kniegelenke immer fürchterlich an. Meine Planung sieht aber vor,
sie erst nach dem ersten flachen Streckenabschnitt, wo man richtig laufen
kann, anzulegen. normal> 5:40 Uhr: normal>Die Lautsprecherstimme bittet die
Teilnehmer in den Startbereich zu kommen. Ich schnüre meine Trail-Laufschuhe,
Börni seine auch und meint, er käme ein bisschen mit. Wir müssen Fotos machen,
fällt mir ein und drücke ihm mein Handy in die Hand. Es ist noch dunkel, nur
die Laternen geben Licht und die Bilder werden wackelig. Nach ein paar
Versuchen lassen wir es gut sein und reihen uns im hinteren Feld der Menge, die
am Läufertor steht, ein. Es gibt noch eines für die Wanderer. normal> 6:00 Uhr: normal>Nach der Ansprache der Bürgermeisterin,
wie wichtig an diesem heißen Tag das Mitführen von genügend Wasser wäre, knallt
der laute Böllerschuss und schickt uns auf die Strecke. Die Läufer um uns herum
gehen gelassen über die Zeitmessmatten, die Wanderer haben es eilig und
drängeln. Börni läuft neben mir her und sinniert, dass er sich ja für den 35
km-Lauf hätte anmelden können. Ein bunter Zug bewegt sich im ersten, dämmrigen
Licht des Tages an den letzten Häusern von Scharnitz vorbei auf dem Schotterweg
in Richtung Karwendelbachtal. Beim ersten kurzen Anstieg gehen alle, sobald es
wieder flacher wird, fallen sie in den Laufschritt. Mir wird es warm, ich ziehe
mein Trikot aus und verstaue es im Rucksack, der jetzt prall gefüllt ist. Börni
gibt mir einen Kuss, meint, das wäre ihm jetzt zu schnell und ich solle mein eigenes
Tempo laufen. Über den Wiesen hängen kleine Nebelschwaden, die felsigen
Bergzacken werden durch die Strahlen der Morgensonne rötlich angeleuchtet. Es
ist wunderschön. normal> 7:00 Uhr: normal>Nach ca. 10 km und 200 hm wartet am
Schafstallboden (1173 m) die erste Labestation mit Erfrischungen auf. Neben
dem üblichen Wasser, werden leckerer Kräutertee, Kekse und Obst angeboten.
Alles in Bio-Qualität, wie an jeder der insgesamt zehn Verpflegungsstellen.
Ungefähr vier Kilometer weiter steilt sich der Fahrweg auf. Ich ziehe meine
Stöcke aus den Befestigungen am Rucksack, klappe sie auf und stöckle bergan.
Oben am Hang kommt langsam das Karwendelhaus in Sicht. normal> 8:25 Uhr: normal>Die Frauengruppe neben mir ist
begeistert unter 2 ½ Stunden aufs Karwendelhaus, das ist doch was! und fällt
über die Leckereien her, die an der Labestation ausliegen. Vor der
üblicherweise gut frequentierten Berghütte in 1771 m Höhe ist kein Wanderer
oder Mountainbiker zu sehen, sind wohl alle noch beim Frühstück. Für uns
Frühaufsteher gibt es als Besonderheit eine feine Kartoffelsuppe, dazu den berühmten,
mit Wasser verdünnten Hollersirup sowie gut belegte Schinken-, Wurst- und
Käsebrote. Besonders lecker sind die selbstgemachten Müsliriegel, mit Ihren
vielen Trockenfrüchten schmecken sie nach Weihnachten. Ich habe nun 18 km und
gut 800 hm geschafft. Schnell mache ich ein Foto, schlürfe einige Becher Suppe und
Holler, dann schlüpfe ich in meine Kniebandagen und eile zum Hochalmsattel. Ab
hier geht es auf einem grobschottrigen Weg rund 6 km und 400 hm bergab. Soweit
es meine Knie erlauben, laufe und springe ich hinunter und setze dabei die
Stöcke ein. normal> 9:30 Uhr normal>Lieblich liegt der keine Ahornboden (1399
m) in der Morgensonne und erfreut mit der nächsten Labestation. Danach beginnt
der Aufstieg zur Falkenhütte, er zieht sich über 6 km und 450 hm und wird nach
oben immer steiler. Aus dem anfänglichen Power-Wandern wird Gehen. Die Sonne
knallt erbarmungslos in den Hang. Die ersten Ausfallerscheinungen zeigen sich.
Einige gehen im Zeitlupentempo, andere bleiben stehen. Wegen eines Krampfs im
rechten Fußgewölbe muss ich kurz pausieren. Knapp unterhalb der Hütte hat sich
ein Fotograf postiert und versucht die Sportler mit lockeren Sprüchen zum
Lächeln zu bewegen. Ich gehe außerhalb seiner Schusslinie an ihm vorbei. Haha. normal> 10.45 Uhr: normal>Die Falkenhütte auf 1848 m ist denkmalgeschützt
und wohl die schönste Hütte im Karwendel. Sie liegt unterhalb der spektakulären
Laliderwände, trägt einen gemütlichen Erker und Holzschindeln auf der Fassade. Die
dazugehörende Labestation wartet mit einer würzigen Hafersuppe auf. Ich schütte
mir den Inhalt eines Tütchens Salz in den Mund, trinke mehrere Becher Suppe und
Holler und hoffe, dass das gegen weitere Krämpfe hilft. Der Weiterweg führt zunächst
über grobe Steine steil hinunter, dann wird ein Schutthang unterhalb der Felswände
gequert, bevor es wieder bergauf geht. Vom Hohljoch (1794 m) hat man einen
tollen Ausblick bis hinüber zum Binssattel, dem höchsten Punkt unserer Strecke.
Doch zuvor kommt mit der Eng die Mittelstation. Wir müssen über 500 hm steil hinunter,
das geht langsam ganz schön in die Oberschenkelmuskeln. Sehr nett ist das
Schild Bitte lächeln, das am Rand des Pfads aufgestellt ist. In der Kurve hat
der nächste Fotograf Stellung bezogen und lichtet die Läufer vor den Laliderwänden
ab. Als der schmale Steig auf die Almwiesen des Ahornbodens führt, lasse ich
während des Laufens meinen Blick schweifen und liege im nächsten Moment der
Länge nach auf der Erde. Ich springe gleich wieder auf die Füße, klopfe den
Staub ab und flitze weiter. normal> 11:30 Uhr: normal>Die Eng am großen Ahornboden auf 1227 m
ist das Ziel für Wanderer, die nur 35 km laufen, alle, die es hier gut sein
lassen wollen und diejenigen, die nach 14:30 Uhr eintreffen (sie werden aus dem
Rennen genommen). Ich bin froh, dass ich meine geplante Ankunftszeit deutlich
unterschritten habe. Kurz fühle ich in mich hinein um zu prüfen, ob ich
weitermachen will. Der Sturz scheint keine Folgen gehabt zu haben bis auf einen
leicht schmerzenden Finger, den ich mit Wasser etwas kühle und mit einem Stück
Tape aus meinem Erste-Hilfe-Set umwickle. Um Energie für die folgende knackige
Etappe zu tanken, labe ich mich ausgiebig an der schmackhaften Minestrone und
der Heidelbeersuppe, die hier angeboten wird, zische noch einen Salzbeutel rein
und lasse meine Nuckelflaschen füllen. Dann reihe ich mich in die Schlange, der
auf dem Fahrweg zur Binsalm bergan Steigenden ein. Die Sonne steht hoch am
Himmel und brennt heiß herunter. Im Wald angekommen, nutze ich jedes bisschen
Schatten zur Kühlung. normal> 12:00 Uhr: normal>Mit der Labestation mso-bidi-font-size:11.0pt> auf der Binsalm haben wir die ersten knapp 300 hm
des Anstiegs zum Binssattel auf 1903 m geschafft. Ich hole mir Salz, Getränke und einen der genialen
Müsliriegel, dann steige ich kauend weiter. Es sind noch weitere 400 hm
aufwärts zu gehen. Nach zwei Kehren wird der Fahrweg zum schmalen Pfad. Ein
Überholen ist nur mehr schwer möglich, doch dazu haben nur noch wenige die
Energie. Schicksalsergeben und schwitzend trotte ich den Berg hoch. Von unserem
Erkundungswochenende 14 Tage zuvor weiß ich, dass der Sattel irgendwann
erreicht ist. Plötzlich höre ich einen freudigen Jodler, einige Serpentinen
später geht es mir ebenso beim Anblick der unter uns liegenden Alm. Juhu!
juble ich und nehme mir vor, besonders gut aufzupassen wenn ich bergab renne. normal> 12:45 Uhr: normal>Noch 10,5 km verkündet das Schild an
der Labestation Gramai Hochleger auf 1756 m. Ich kippe einige Becher Holler und
laufe weiter. Der Abstieg ist sehr steil und unangenehm schotterig. Trotz der stark
profilierten Sohlen meiner Traillaufschuhe rutschen die Füße häufig weg, aber
das geht hier allen so. Eine Mitläuferin wird von ihrem Mann erwartet, er
übernimmt ihren Rucksack (das ist sicherlich eine schöne Erleichterung) und feuert
sie an (das könnte ich hier nicht gebrauchen). normal> 13:20 Uhr: normal>500 Höhenmeter tiefer, sitzen die
Ausflügler bei Bier und Brotzeit an der Gramaialm, die man mit dem Auto von
Pertisau erreichen kann. Ich verpflege mich, verstaue meine Stöcke am Rucksack und
jogge weiter. Wie auf der ganzen Strecke, hole ich unterwegs meine Mitläufer
wieder ein, die weniger Zeit als ich an den Verpflegungsstellen verbracht
haben. normal> 13:50 Uhr: normal>Eine halbe Stunde später erreiche ich
die Labestation Falzturn Alm mit dem erfreulichen Hinweis Noch 4,9 km. Nach drei
Bechern Holler, schnappe ich mir eine Handvoll Kekse und laufe weiter. Kauend
frage ich mich, ob das, was ich da mache, noch halbwegs nach Laufen aussieht. Als
ich die trockenen Plätzchen hinuntergewürgt und einige Schlucke nachgetrunken
habe, komme ich zumindest wieder besser vorwärts und kann sogar einige
überholen, die plötzlich nur noch gehen können. Die Kilometerangaben erscheinen
mir aber irgendwie verhext zu sein. Die Abstände ziehen sich so sehr. 4 km
(ewige Strecke Asphaltweg), 3 km (nun geht es mühsam fast eben dahin), 2 km
(toll, die ersten Häuser von Pertisau und ein Stück vom Achensee sind zu sehen),
1 km (hässlicher Großparkplatz), dann bergauf (ächz, laufen geht da nicht
mehr) in den Ort hinein, zwei Kurven (außer einigen Steinöl-Reklameschildern
deutet nichts auf den Karwendelmarsch hin), vereinzelt applaudierende Passanten
und dann kommt endlich der aufgeblasene Zielbogen in Sicht! normal> 14:23 Uhr: normal>Gerade als die Siegerehrung stattfindet,
laufe ich nach 8:21:56 Stunden ins Ziel. Damit bin ich 15. (von 29) in der W50,
bei den Frauen gesamt erreiche ich Platz 80 (von 158) und im Gesamteinlauf bin
ich 455. (von 656). Schnellste Frau war Kirstin Berglund (SWE/A) mit einer Zeit
von 4:54:20, als schnellster Mann kam Konrad Lex (D) in 4:21:19 ins Ziel. normal> 14:35 Uhr: normal>Börni fährt mit unserem Bus am
Zielgelände vor. Mit müden Beinen stakse ich zu ihm, klettere schwerfällig auf
den Beifahrersitz und bekomme begeistert erzählt, dass er spontan bis zum
Karwendelhaus hoch und wieder zurück gelaufen wäre, es hätte so großen Spaß
gemacht. Auf einem schattigen Parkplatz am See werden mir wenig später rote
Rosen überreicht und Cappuccino sowie Geburtstagskuchen serviert. Und ich darf
dabei lümmeln und meine Beine auf der Sitzbank hochlegen! Vielen Dank für die
tolle Unterstützung an meinen lieben Mann, die mir dieses Bergerlebnis der
besonderen Art ermöglicht hat! normal>

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